ZWISCHEN ROMANTIK UND TECHNISCHEN HIGHLIGHTS
Unser Vereinsausflug führte uns nach Heidelberg und Sinsheim
"Ich war bezaubert. Überhaupt hat Heidelberg mir den schönsten Eindruck gemacht. Die romantisch-deutsche Landschaft, die jugendliche Geistigkeit der Atmosphäre thaten es mir an…“, schrieb der große deutsche Schriftsteller Thomas Mann 1922 in einem Brief. Drei Jahre später wird das bis heute bekannte Lied "Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren" zum Schlager. Viele Dichter wie Goethe, Eichendorff, Heine, Brentano und andere besangen diese Stadt in ihren Gedichten und nicht wenige waren und sind der Meinung, dass sie die schönste Deutschlands sei. Da kann es doch gar nicht ausbleiben, dass auch wir vom GZV Oettingen dieser Stadt am Neckar einen Besuch abstatten und so machten wir uns im Rahmen unseres Vereinsausfluges nach Heidelberg auf. Bestens organisiert von unserem Vorsitzenden Reiner Hertle starteten wir um 7.00 Uhr am Krankenhausparkplatz, nahmen in Belzheim noch einige Anhalter mit, und waren pünktlich, bei herrlichem Wetter an unserem Ziel, der Schiffsanlegestelle am Neckar.
der erste Programmpunkt war nämlich eine Schiffsrundfahrt. Sowohl unsere beiden Stadtführer Waltraud Wettstein und Roman Semmelbeck, als auch die "Schloss Heidelberg" warteten schon, so dass die Bildungsreise beginnen konnte. Die Sonne schien herrlich auf das Oberdeck und wir konnten die Fahrt so richtig genießen, zumal uns das stattliche Schiff ganz allein gehörte.
Vorbei am Marstall fuhren wir unter der "Alten Brücke" einem berühmten Wahrzeichen Heidelbergs hindurch. Sie ist eines der letzten großen Beispiele für die klassische Brückenbaukunst in Stein. Sie verbindet die Altstadt mit dem Neckarufer am östlichen Ende des Stadtteils Neuenheim. Die Vorgängerinnen der heutigen Alten Brücke bestanden aus Holz. Da sie immer wieder durch Kriege und Hochwasser zerstört wurden, ließ Kurfürst Karl Theodor eine Steinbrücke über den Fluss bauen (1786-1788). Auf der Stadtseite ist das mittelalterliche Brückentor, Teil der früheren Stadtmauer, erhalten. Am 29. März 1945, einem der letzten Kriegstage, sprengten deutsche Soldaten die Heidelberger Neckarbrücken und auch die Alte Brücke. Dank einer von der Bürgerschaft lebhaft unterstützten Spendenaktion konnte am 14. März 1946 der Wiederaufbau beginnen. Im Juli 1947 war die Einweihung. In einem engen Tal windet sich der Neckar an Heidelberg vorbei. Auf der einen Seite die romantische Stadt, auf der anderen Seite schmiegen sich noble, ursprünglich von den Engländern erbaute Villen an den steilen Hang. Kopf einziehen hieß es bei der Durchfahrt unter den beiden anderen Brücken, von denen eine dem ehemaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gewidmet ist.
Während der Schifffahrt und der anschließenden Stadtführung erfuhren wir eine Menge Interessantes über die Stadt. So z.B., dass sie 1196 erstmals urkundlich erwähnt und im 13. Jahrhundert dann nach einem Plan angelegt wurde. Zunächst waren es vor allem Landwirte, die das Stadtgebiet bevölkerten und bebauten. Mit der Gründung der Universität 1386, der ersten in Deutschland, ändert sich dies sehr schnell. Heidelberg wird Hauptstadt der Kurpfalz und der Zuzug erforderte eine Ausdehnung der Stadt und brachte die Verdrängung der Bauern. Viele berühmte Persönlichkeiten kamen und kommen in die Stadt, auch um hier zu studieren, bis heute. Auch Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl und der ehemalige Ministerpräsident Bernhard Vogel waren unter den Studenten. Auch das Geburtshaus des ersten Reichspräsidenten, Friedrich Ebert, steht in Heidelberg. Vor der "Neuen Universität" standen wir auf dem Platz, auf dem 1517 Luther seine 95 Thesen verteidigte, von den Professoren ausgebuht und von den Studenten umjubelt wurde und auf dem zur Zeit der Nazi-Herrschaft die Bücher vieler Gelehrter, Schriftsteller und Künstler verbrannt wurden. Eine interessante Entdeckung machten wir in der größten Kirche Heidelbergs, der "Heiliggeistkirche".
Im Zuge des pfälzisch-orléansschen Erbfolgekriegs wurde die Kirche im Jahre 1693 stark beschädigt. Fast alle Grabplatten der Kurfürsten von der Pfalz wurden zerstört, erhalten ist die des Kurfürsten Ruprecht II, des Kirchengründers. Von den einst 5000 Büchern und 3524 Handschriften gelangten 1816 nur noch 885 zurück nach Heidelberg, alle übrigen verblieben im Vatikan.
In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde von katholischer wie protestantischer Seite gleichermaßen Anspruch auf die Kirche geltend gemacht, so dass, durch eine Scheidemauer getrennt, im Chorraum die katholische Messe, im Langhaus der evangelische Gottesdienst gefeiert wurden. Erst 1936 kam es durch den unermüdlichen Einsatz des Heiliggeistpfarrers und späteren Prälaten, Pfarrer Hermann Maas, zur Einigung mit der katholischen Kirche; die Kirche ging ganz in den Besitz der Evangelischen Kirche in Baden über. Zum Johannisfest 1936 feierte die evangelische Heiliggeistgemeinde erstmals wieder Gottesdienst in einer Kirche ohne Scheidemauer.
Nach diesen vielen Informationen hatten wir uns eine leibliche Stärkung verdient und genossen in
"Vetter´s Alt Heidelberger Brauhaus" zwischen Bierkesseln und holzvertäfelten Wänden bei selbstgebrautem Gerstensaft ein schmackhaftes Essen.
So gestärkt ging es am Neckar entlang zurück zum Bus und wir brachen zu unserer zweiten Station, dem Technikmuseum in Sinsheim auf. Von Nähmaschinen über riesige Dampflokomotiven, Formel 1 Rennern bis zum berühmten Überschallflugzeug Concorde konnte hier alles bestaunt werden, was das Herz des Technikfans höher schlagen lässt und Jung und Alt kamen so richtig auf ihre Kosten, bevor es dann wieder zurück ins heimatliche Oettingen ging.